Friedhöfe für Spaziergänger und Reisende
Zu einem Rendezvous mit den Toten, einem Besuch der "stillen Gärten" möchte ich heute einladen.Gewöhnlich zeigt sich der Trauermonat November mit seinen zahlreichen Tagen, an denen man der Toten gedenkt und zum Friedhof geht, dunkel und trübe, gar schmuddelig. Doch gottlob nicht immer. Oft läßt
sich die Sonne blicken und beschert uns noch einmal einen schönen Herbsttag. Friedhöfe, für die Hinterbliebenen wichtige Orte der Trauer und der Erinnerung, sind nicht nur Bestattungsort, sondern darüber
hinaus auch Kulturstätte, öffentliche Grünanlage, oft wunderschöne Parks, für die Anwohner öffentliche Naherholungszone, für Spaziergänger bieten sieRuhe und Besinnung. So verbinden sie die Toten mit den Lebenden. Manche Friedhöfe haben sich zu garten- und landschaftsarchitektonischen Kleinoden entwickelt. Sie eignen sich - natürlich nicht nur im November - hervorragend zum Flanieren, zum Innehalten vom Trubel des Alltags und Berufslebens, sind es doch oft wunderschöne Parkanlagen, grüne Oasen in einer hektischen Großstadt und Open-Air-Museen mit meist morbidem Charme.
Aus diesem Grund besuche ich auf meinen Reisen stets auch gerne den Friedhof eines Ortes. Bei einem beschaulichen Spaziergang über den Friedhof während eines Besuches einer Stadt erfährt man oft
mehr sie und ihre Bewohner als bei jeder Standrundfahrt, denn Friedhöfe sind Beispiele für ihre Kulturgeschichte Hier findet man die Ruhestätten von stadtbekannten und auch darüber hinaus bekannten
Persönlichkeiten, heute noch berühmt oder auch vergessen, die ihre letzte Ruhe in zum Teil außergewöhnlich gestalteten Grabstätten gefunden haben.
Nicht wenige Friedhöfe sind aufgrund ihrer Gestaltung, Geschichte, Bedeutung oder der Prominenz ihrer Bestatteten sogar zu weltweit bekannten Attraktionen geworden und ziehen Scharen von Besuchern an.
Der Parkfriedhof Lichterfelde in Berlin entstand zwischen 1908 – 1911, aus einem gartenkünstlerischen Wettbewerb hervorgegangen. auf einen zunächst 8,55 ha großem Gelände mit teilweise dichtem Baumbestand nach Plänen des Gartenarchitekten Friedrich Bauer. Die Anlage und Umsetzung erfolgte durch den Gemeinde-Garteninspektor Paul Eschenbach.
156 Hektar Wald und Wege gehören zum Südwestkirchhof Stahnsdorf in Berlin Belegt ist die Gestaltung von Louis Meyer im Geiste Peter Josef Lennés. Der Südwestkirchhof soll der der artenreichste Friedhof Deutschlands sein.
Der historische Golzheimer Friedhof ist ein ehemaliger Friedhof , der heute als öffentliche Grünanlage genutzt wird. Die noch erhaltenen Grabsteine stehen unter Denkmalschutz.
Der Hauptfriedhof von Frankfurt. ist eine Oase der Ruhe und Besinnlichkeit, und zugleich Refugium für viele Tiere, vor allem für Vögel, die hier noch in einer beeindruckenden Artenvielfalt vorkommen. Der Alte Friedhof in Freiburg-Herdern mit seinen vielen alten Bäumen, seit 1955 als Naturdenkmal ausgewiesen, ist ebenfalls einen Besuch wert.
Der Melatenfriedhof (unbedingt die Links zu wunderbaren Fotogalerien auf der Webseite verfolgen!) ist Landschaftsschutzgebiet. Viele Pflanzenarten, stattliche alte Bäume, über vierzig Vogel- und unzählige Insektenarten, Katzen, Eichhörnchen, Fledermäuse leben hier - alle in friedlicher Koexistenz mit den Lebenden und den Toten. Und so war Melaten auch geplant: als Grünanlage, Ort der Ruhe und Besinnung.
Der Leipziger Südfriedhof ist die größte Friedhofsanlage in Leipzig und gilt als einer der größten und schönsten Parkfriedhöfe in Deutschland. Die Anlage wurde mit der Wegeführung in Form eines Lindenblattes durch den Architekten Hugo Licht und den Gartendirektor Otto Wittenberg entworfen. Damit bezogen sich die Gestalter auf den slawischen Ursprungsnamen Leipzigs "Der Ort, an dem die Linden stehen". Die geschwungenen Wege, mit ihrem dichten Baumbestand wertvoller Gehölze, vom Mammutbaum
bis zur Traueresche und dem mehr als 10.000 Rhododendronbüschen prägen den besonderen Charakter dieses Areals; die Grünflächen sind ökologische Nischen für Pflanzen und Tiere. Unter Naturschutz stehen die Glatthaferwiesen am Westeingang.
Der Vorwerker Friedhof in Lübeck ist mit einer Größe von 53 Hektar der größte Friedhof in Lübeck. Er entstand 1905 nach Plänen von Erwin Barth, der später in Berlin der erste Professor für Gartenbaukunst an der Gartenbaufachhochschule Dahlem wurde.
Der inzwischen aufgelassene Alte Südfriedhof in München, von Mauern umgeben, mit seinem Alter von etwa 450 Jahren die älteste Grünfläche der Münchner Innenstadt, liegt etws versteckt als öffentlicher Park in der Münchner Innenstadt. Er steht nicht nur unter Denkmalschutz, sondern ist auch als „Landschaftsbestandteil“ geschützt: Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten haben hier ihr urbanes Refugium gefunden..Er ist eine Naturoase für Spaziergänger und weist einen teilweise sehr alten und vielfältigen Baumbestand auf. Die Stadt hat in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, das Gesamt-Ensemble als kunst- und kulturhistorische Anlage für die Nachwelt zu erhalten.
Der Johannisfriedhof ist ein weltbekannter Friedhof in Nürnberg mit historischen, künstlerisch mit wertvollen Bronzeepitaphien gestalteten, kulturgeschichtlich bedeutsamen liegenden (genormten) Grabsteinen und Grablegen berühmter Nürnberger aus vier Jahrhunderten. Wegen der vielen Rosenbüsche wird er auch Rosenfriedhof genannt.
Auch der Tübinger Friedhof, klein und übersichtlich, mit vielen Sitzgelegenheiten und einer guten Orientierungshilfe zu den Prominentengräbern lockt viele Besucher an.
Der Züricher Friedhof Sihlfeld, 1877 als Zentralfriedhof eröffnet, nach streng geometrischen Grundsätzen parkähnlich angelegt und seither in mehreren Etappen erweitet, bildet heute die grösste zusammenhängende Grünfläche innerhalb der Stadt und ist hochrangiger Zeitzeuge in architektonischer, künstlerischer und sozialgeschichtlicher Hinsicht.
Der Zentralfriedhof im Bezirk Simmering im Südosten der Stadt Wien gehört aufgrund seiner vielen Ehrengräber, der Jugendstil-Bauwerke und des weitläufigen Areals der Zentralfriedhof zu den besonderen
Sehenswürdigkeiten Wiens. Aufgrund seiner Größe und des zum Teil dichten Baumbestandes beherbergt er eine vielfältige Flora und Fauna. Eine der letzten gestalterischen Neuerungen stellt der vom Architekten
Christof Riccabona entworfene und 1999 eröffnete Park der Ruhe und Kraft dar. Es handelt sich um einen geomantischen Landschaftspark, der in fünf unterschiedlich gestaltete Bereiche gegliedert ist und zur körperlichen wie geistigen Entspannung und Besinnung einladen soll. Viele Wiener nutzen das Gebiet nicht nur am Sonntag für einen Spaziergang. Fotos
Auf dem Père Lachaise in Paris liegen die berühmtesten Toten der Stadt: - auch diese sehr schöne parkähnliche Anlage lohnt zu jeder Jahreszeit einen Besuch.
Der Monumentalfriedhof Mailands wurde ab 1866 im eklektischen Stil der damaligen Zeit angelegt
und ist Friedhof, Park und Freilichtmuseum zugleich .
AusführlicheVersion mit Angabe von Prominentengräbern auf den Friedhöfen
Buchtipps zu sehenswerten Friedhöfen