Dienstag, 6. März 2012

Buchtipps Karl Foerster seine Blumen und Gärten

Mehliß, Carsten Karl Foerster - Seine Blumen, seine Gärten 144 S. m. 35 Farbf. u. 60 SW-fotos Ulmer 2012


Ich bin bekannterweise ein großer Karl Foerster - Fan - siehe meine Foerster-Biographie und kenne mittlerweise alle seine Bücher sowie Veröffentlichungen über ihn. Der Autor war mir aber total unbekannt und so war ich schon riesig gespannt auf das angekündige neue Foerster-Buch - und habe es gleich gelesen, obwohl einige Neuerscheinungen vorher eingingen (Man möge mir verzeihen *lach*).


Aha - gleich im Vorspann steht es: das Buch beruht auf der Diplomarbeit "Neue Blumen - Neue Gärten" des Autors an der Universität Kassel (Fachbereichs Architektur Stadtplanung Landschaftsplanung), für die er (recherchiert) 2007 den Internationalem Ulmer-Preis der Karl-Foerster-Stiftung bekam. Ich kann nur sagen: erfreulicherweise liegt sie hier für jedermann lesbar vor!


Mehliß stellt erst die Person Karl Foerster vor - sowohl mit einer Zeitleiste als auch ausführlich mit den ihn prägenden Vorbildern (u. a. William Robinson, Gertrude Jekyll), Freunden und Mitarbeitern (u. a. den Bornimer Kreis), seinem Weltbild und seiner "bodenständigen Gartenkunst".


Im Kapitel "Prinzipien der Gartengestaltung" (mit "Pflanzenauswahl und -komposition") sind Pflanzpläne Foersters zu finden und es wird seine Vorstellung vomm "Garten für intelligente Faule" geschildert. Die Gestaltungsprinzipien, die Foerster für den pflegeleichten Garten aufstellte, hat Richard Hansen in seinem Buch "Die Stauden und ihre Lebensbereiche", das zum Standardwerk wurde, aufgenommen, die "standortgerechte Verwendung" von Pflanzen weitergeführt und ein System entwickelt, nach dem man die einzelnen Pflanzen Lebensbereichen zuordnen kann. Ploberger griff sie in seinen Büchern für Garteneinsteiger auf. Foersters durch sein Kunst- und Musikinteresse beeinflußte Vorstellung von Farbgestaltung (Stichwort "Dreiklänge") nimmt breiten Raum ein.


"Neue Gärten" heißt das Kapitel mit der Dokumentation wegweisender Planungen und herausragender Hausgärten, das mit seltenem Bildmaterial erfreut. Hier werden sowohl Foersters eigener Garten in Bornim als auch Gärten der 1928 von ihm gemeinsam mit den Gartenarchitekten Hermann Mattern und der Gartenarchitektin Herta Hammerbacher begründeten Arbeitsgemeinschaft "Gartengestaltung in Bornim" vorgestellt. Die Arbeitsgemeinschaft entwickelte einen Gartenstil, der heute als "Foerster-Mattern'sche" oder "Bornimer" Schule bezeichnet wird und vielen Gartengestaltern zum Vorbild wurde.


Im Kapitel "Neue Blumen" geht es sehr ausführlich um die Züchtungsarbeit, dabei widmet Mehliß den Gräsern und Farnen, Stauden und Stichwort Sichtung jeweils ein extra Kapitel. Karl Foerster züchtete ja nicht mit gezielt, sondern selektierte - vorzugsweise besonders lang blühende Sorten, die er liebevoll "Langspielplatten" nannte. Seine Mängelliste vom Rittersporn verdeutlicht die anschauliche und poetische Sprache Foersters, wenn er von Strohfeuersorten, Geizhälsen, Müllerburschen, Kerzenknickern spricht. Noch heute sehem sich bekannte Züchter, Gärtner und Landschaftsarchitekten in Foersters Nachfolge. Mehliß nennt Hans-Dieter Warda, Hans Simon, Piet Oudolf und Wolfgang Oehme stellvertretend für viele "Foersterianer".


Ein sehr ausführliches Literaturverzeichnis (Quellenverzeichnis) ergänzt das Buch. Es ist ansprechend illustriert mit historischen, teils erstmals veröffentlichten (wenn auch nur SW-Fotos doch sehr eindrucksvoll) sowie prächtigen Garten- und Pflanzenfotos, teilweise nach dem Tod von Marianne Foerster aufgenommen (also auch bisher unveröffentlicht).


Obwohl eine wissenschaftliche Arbeit, läßt sie sich doch sehr gut, da in verständlicher Sprache geschrieben, lesen. Sie ist eine eindrucksvolle Würdigung des wohl einflussreichsten Staudenzüchter und Gartengestalters des 20. Jahrhunderts, die sowohl seinen nachhaltigen Einfluß auf die Gartengestaltung und Staudenzüchtung als auch den Menschen, Philosophen und Poeten sichtbar macht.


Für jeden Foerster-Fan deshalb ein absolutes Muß; obwohl er vieles kennen wird, gibt es genügend neue Informationen! Aber auch für alle GartenliebhaberInnen ist der prächtige Bildband sehr zu empfehlen, finden sich doch etliche verwertbare praktische Hinweise sowohl zur Gartengestaltung als auch zu Pflanzen darin.