Mittwoch, 13. November 2013
Der Garten der Virginia Woolf: Inspirationsquelle einer engagierten Schriftstellerin
Zoob, Caroline / Caroline Arber / Claudia Arlinghaus Der Garten der Virginia Woolf: Inspirationsquelle einer engagierten Schriftstellerin 176 S. Mit 235 Farbf. u. Pflanzplänen DVA 2013
1919 kauften Virginia und Leonhard Woolf ein einfaches Cottage, Monk’s House, in Rodmell, am Fuße der Sussex Downs ( England als Landsitz, um hier an den Wochenenden und in den Ferien zu lesen, zu schreiben und im Garten zu arbeiten. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde Monk’s House dann zu ihrem ständigen Wohnsitz, wo Virginia (bis 1941) und Leonhard (bis 1969) bis zu ihrem Tod lebten.
Das heute öffentlich zugängliche Anwesen (aktueller Plan vorne im Buch, Plan von 1919 am Ende) wird hier erstmals ausführlich (siehe auch Die Gärten der Virginia Woolf) in einem großformatigen Band mit teils ganzeitigen Fotos oder historischen Abbildungen oder Archivbildern vorgestellt. Durch ihren Gärtner Percy Bartholomäus sind Aufzeichnungen (einschließlich detaillierter Kalkulation) erhalten, die halfen, den Garten nach dem Krieg wieder herzustellen, nicht so, wie er war, aber im Geiste des Ehepaares.
Die Autorin Caroline Zoob, Interiordesignerin und Textilkünstlerin, bewohnte mit ihrem Mann zwischen 2000 und 2011 Haus und Garten als Pächter des National Trust, kümmerte sich darum und machte das Anwesen interessierten Besuchern an zwei Tagen pro Woche zugänglich. Außer Virginia und Leonhard Woolf hat niemand das Haus für einen so langen Zeitraum bewohnt. In dieser Zeit beschäftigte sie sich auch immer mit dem Leben ihrer Vorgänger und orientierte sich an alten gesuchten und aufgefundenen Quellen. Die Fotografin Caroline Arber war damals häufiger Gast - zu verschiedenen Jahreszeiten - und zeigt mit ihren wunderschönen Fotos den Garten auch, wie ihn die Öffentlichkeit nicht sehen kann: in der Morgen- bzw. Abenddämmerung und im Winter.
Die Autorin teilte das Buch zeitlich ein - vom "Man richtet sich ein" (Obst- und Feigengarten), "Neue Gartenräume" (u. a. Virginias Schlafzimmergarten, die Schreibklause unter der Rosskastanie) über den Gemüsegarten bis zur Zeit "Nach Virginia" (Wintergarten) und "Nach Leonhard". Das Abschlußkapitel: "Hinter dem Wandschirm" schildert ihre eigene Zeit dort. Der Zitatnachweis zeigt, daß über 200 Zitate, größtenteils aus den Schriften der Woolfs, eingefügt sind - übrigens in ansprechender Gestaltung.
Virginia führte ein Tagebuch, in dem sie den Garten oft erwähnte, obwohl im Gegensatz zu ihrer Freundin Vita Sackville -West nicht sie die Gärtnerin war, sondern ihr Ehemann Leonhard. Leonard entwickelte sich didaktisch zum begeisterten, kenntnisreichen Gärtner und gründete 1941 die Rodmell Horticultural Society. Für die Schriftstellerin war der Garten, wie der Titel ja aussagt, Inspirationsquelle und Rückzugsort; selten erwähnt sie eigene Gartenarbeit, moniert aber oft, daß Leonhard zu viel Zeit im Garten verbringt.
"Wir wässern die Erde mit unserem Geld!" klagt Virginia in den Anfangszeiten, als das Geld noch knapp war, ein Gefühl, das wohl jedem, der dies liest, vertraut ist.
Bei der Anlage des italienischen Gartenteils, inspiriert von einer Reise in die Toskana im Jahr 1933, fragt sie ihre Freundin Vita: "Und nun, wo kann ich Töpfe, italienische, und eine Statue kaufen? Das ist mein Beitrag zum Garten". In dem kleinen separaten Arbeitsraum unter der großen Rosskastanie entstanden die meisten ihrer berühmten Werke, die sie bald zu einer der bedeutendsten Autorinnen der klassischen Moderne machten. Monk‘s House diente dann auch häufig als Treffpunkt der Mitglieder der legendären Bloomsbury Gruppe, der sie angehörte.
Das Vorwort stammt übrigens vom Neffen des Ehepaares, der sich an Besuche dort erinnert. Hitorische Gartenpläne und ein Literaturverzeichnis sowie der erwähnte Zitatnachweis ergänzen den Band. Ein packender Bericht mit stimmungsvollen Fotos, ein Schatz für jeden Virginia-Woolf Fan, Literaturfreunde, Anglophile und GartenliebhaberInnen!
Quelle und weitere Rezensionen neuer Sachbücher
1919 kauften Virginia und Leonhard Woolf ein einfaches Cottage, Monk’s House, in Rodmell, am Fuße der Sussex Downs ( England als Landsitz, um hier an den Wochenenden und in den Ferien zu lesen, zu schreiben und im Garten zu arbeiten. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde Monk’s House dann zu ihrem ständigen Wohnsitz, wo Virginia (bis 1941) und Leonhard (bis 1969) bis zu ihrem Tod lebten.
Das heute öffentlich zugängliche Anwesen (aktueller Plan vorne im Buch, Plan von 1919 am Ende) wird hier erstmals ausführlich (siehe auch Die Gärten der Virginia Woolf) in einem großformatigen Band mit teils ganzeitigen Fotos oder historischen Abbildungen oder Archivbildern vorgestellt. Durch ihren Gärtner Percy Bartholomäus sind Aufzeichnungen (einschließlich detaillierter Kalkulation) erhalten, die halfen, den Garten nach dem Krieg wieder herzustellen, nicht so, wie er war, aber im Geiste des Ehepaares.
Die Autorin Caroline Zoob, Interiordesignerin und Textilkünstlerin, bewohnte mit ihrem Mann zwischen 2000 und 2011 Haus und Garten als Pächter des National Trust, kümmerte sich darum und machte das Anwesen interessierten Besuchern an zwei Tagen pro Woche zugänglich. Außer Virginia und Leonhard Woolf hat niemand das Haus für einen so langen Zeitraum bewohnt. In dieser Zeit beschäftigte sie sich auch immer mit dem Leben ihrer Vorgänger und orientierte sich an alten gesuchten und aufgefundenen Quellen. Die Fotografin Caroline Arber war damals häufiger Gast - zu verschiedenen Jahreszeiten - und zeigt mit ihren wunderschönen Fotos den Garten auch, wie ihn die Öffentlichkeit nicht sehen kann: in der Morgen- bzw. Abenddämmerung und im Winter.
Die Autorin teilte das Buch zeitlich ein - vom "Man richtet sich ein" (Obst- und Feigengarten), "Neue Gartenräume" (u. a. Virginias Schlafzimmergarten, die Schreibklause unter der Rosskastanie) über den Gemüsegarten bis zur Zeit "Nach Virginia" (Wintergarten) und "Nach Leonhard". Das Abschlußkapitel: "Hinter dem Wandschirm" schildert ihre eigene Zeit dort. Der Zitatnachweis zeigt, daß über 200 Zitate, größtenteils aus den Schriften der Woolfs, eingefügt sind - übrigens in ansprechender Gestaltung.
Virginia führte ein Tagebuch, in dem sie den Garten oft erwähnte, obwohl im Gegensatz zu ihrer Freundin Vita Sackville -West nicht sie die Gärtnerin war, sondern ihr Ehemann Leonhard. Leonard entwickelte sich didaktisch zum begeisterten, kenntnisreichen Gärtner und gründete 1941 die Rodmell Horticultural Society. Für die Schriftstellerin war der Garten, wie der Titel ja aussagt, Inspirationsquelle und Rückzugsort; selten erwähnt sie eigene Gartenarbeit, moniert aber oft, daß Leonhard zu viel Zeit im Garten verbringt.
"Wir wässern die Erde mit unserem Geld!" klagt Virginia in den Anfangszeiten, als das Geld noch knapp war, ein Gefühl, das wohl jedem, der dies liest, vertraut ist.
Bei der Anlage des italienischen Gartenteils, inspiriert von einer Reise in die Toskana im Jahr 1933, fragt sie ihre Freundin Vita: "Und nun, wo kann ich Töpfe, italienische, und eine Statue kaufen? Das ist mein Beitrag zum Garten". In dem kleinen separaten Arbeitsraum unter der großen Rosskastanie entstanden die meisten ihrer berühmten Werke, die sie bald zu einer der bedeutendsten Autorinnen der klassischen Moderne machten. Monk‘s House diente dann auch häufig als Treffpunkt der Mitglieder der legendären Bloomsbury Gruppe, der sie angehörte.
Das Vorwort stammt übrigens vom Neffen des Ehepaares, der sich an Besuche dort erinnert. Hitorische Gartenpläne und ein Literaturverzeichnis sowie der erwähnte Zitatnachweis ergänzen den Band. Ein packender Bericht mit stimmungsvollen Fotos, ein Schatz für jeden Virginia-Woolf Fan, Literaturfreunde, Anglophile und GartenliebhaberInnen!
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