Wir fuhren aber auch aus Paris raus - zur Domain Saint Jean de Beauregard, die einen berühmten Küchengarten bietet (wo Fotogrfieren leider verboten war) und zum Albert Kahn Park. Letzterer liegt in der Gemeinde Boulogne-Billancourt südwestlich von Paris. Man braucht etwa 25 Autominuten; er ist aber auch mit der Metro von Paris aus zu erreichen.
Der in den Vogesen in einem kleinen Dorf geborene Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie Albert Kahn (1860-1940), Bankier, Philanthrop, Philosph, Musik- und Kunstliebhaber sowie Mäzen war einer der reichsten Männer Europas zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er hatte zwei Leidenschaften: seinen Garten und das Filmen und Fotografieren (er gilt als ein Pionier der Farbfotografie).
Der Erwerb dieses Besitzes fiel in das Jahr 1893. Hier ließ er in den Jahren 1894-1910 von dem Landschaftsarchitekten Achille Duchêne einen "Weltgarten" auf fast 4 ha anlegen. Nach dem Bild seiner humanistischen Ideale finden sich in dieser Gartenlandschaft, die der Gartenkultur verschiedener Länder widerspiegelt, Pflanzen aus der ganzen Welt. In Folge der Börsen- und Weltwirtschaftskrise 1929 verlor er sein gesamtes Vermögen, mußte seinen Besitz an die Gemeinde verkaufen und starb 1940 vollkommen verarmt.
Die Gemeinde pflegte das Anwesen und machte es öffentlich zugänglich. Im neu hinzugeommenen Museumsgebäude ist das sogenannte "Archiv des Planeten" untergebracht, eine fotografische Erinnerung an die 50 Länder, die Kahn zwischen 1910 und 1931 selbst besuchte bzw. für die er Fotoreporter finanzierte, um Fotografien aus der ganzen Welt zu machen. Das Archiv umfaßt 72.000 Farbfotos und 180.000 Meter Film - wovon jeweils Teile in themenmäßigen Ausstellungen gezeigt werden - zur Zeit ist "Indien" das Thema.
Den absolut schönsten Teil des Gartens bilden das japanische Dorf, das Kahn nach einer Japanreise von japanischen Spezialisten anlegen ließ und der neue japanische Garten, der als Hommage an Albert Kahn 1990 bei der Restaurierung der Gärten von einer japanischen Landschaftsarchitektin angelegt wurde.
Ein blauer Wald aus Bäumen aus Amerika und Afrika verbirgt einen Sumpf mit 2 Teichen, die mit Wasserpflanzen, vor allem Seerosen bestückt sind.
Der goldene Wald verdankt seinen Namen den Trauerbirken, die sich im Herbst in leuchtendes Gelb kleiden. Der Wald der Vogesen sollte ihn an seine Kindheit erinnern. Den - kleinen - englischen Garten mit seiner großen Wiesenfläche kann man fast übersehen...
Der Obstgarten verwandelt sich im Frühsommer in einen Rosengarten, dann winden sich (hauptsächlich einmalblühende) Kletterrosen aller Art um die Stämme und Zweige der Obstbäume, die geformt und symmetrisch angeordnet sind. Hier blühte also leider nicht mehr viel...
Prächtig ist auch das Gewächshaus, dem ein Cafe angeschlossen ist, das aber leider an diesem Tag geschlossen hatte.
Diese Rosenlampe würde mir wohl auch gefallen...
Da der Albert-Kahn-Park in kaum einem Reiseführer erwähnt ist, lässt er sich - z. B. im Gegensatz zum Monetgarten in Giverny - meistens ohne großen Touristenandrang genießen!