Dienstag, 4. September 2012

Paris Garten Rodinmuseum

Parisreise 7. Teil Paris Skulpturengarten Museum Rodin


Hier erlebte man Kunstgenuß und Gartenfreude gleichermaßen!
Das Musée Rodin ist ein im Jahr 1919 eröffnetes, nahezu ausschließlich dem Werk des französischen Bildhauers Auguste Rodin (1840-1917) gewidmetes Museum, das von 3 ha Land umgeben ist. Es ist in der 1727 bis 1732 von dem Architekten Jacques-Ange Gabriel für den Finanzmann Abraham Peyrenc de Moras errichteten Villa untergebracht, die 1753 in den Besitz von Louis-Antoine de Gontaut, den Herzog von Biron kam und daher auch als Hotel Biron bekannt ist. Zu seinen Zeiten gehörte der dazugehörige Garten zu den feinsten der Stadt. Der einst kunstvoll gestaltete Garten verwilderte, bis Rodin 1908 das Anwesen kaufte, um sich dort neben seinem Atelier in Meudon ein weiteres einzurichten. Rainer Maria Rilke arbeitete bei Rodin eine Zeitlang als Privatsekretär - mehr dazu hier - und schrieb eine Monographie über Rodin, in der er sich auch ausführlich mit seinen Kunstwerken beschäftigte.
1919 wurde das dem Staat vermachte Anwesen als Rodinmuseum eröffnet. Nach Anpflanzung von über 8000 Rosenstöcken entstand der Garten damals wieder. 1993 erhielt dann der französische Gartenarchitekt Jacques Sgard (der später das Tal der Blumen im deutsch-französischen Garten in Saarbrücken gestaltete), den Garten zu überholen.
Die Aufstellung der Rodin-Skulpturen - sowohl im Rosengarten als auch um und im Teich - machen den Reiz dieses Gartens aus.


Paris Skulpturengarten Rodin Foto Brandt


Paris Skulpturengarten Rodin Foto Brandt


Paris Skulpturengarten Rodin Foto Brandt


2005 taufte Mme. Chaban-Delmas, die Witwe des ehemaligen Verteidigungsministers von Frankreich eine Rosenneuzüchtung der Firma Meilland auf den Namen 'Rodin'; 700 Stöcke dieser Rosen blühen seitdem im Garten


Paris Skulpturengarten Rodin Foto Brandt


Paris Skulpturengarten Rodin Foto Brandt


Paris Skulpturengarten Rodin Foto Brandt


Das Höllentor
An seinem Meisterwerk "Höllentor" hat Rodin 37 Jahre gearbeitet. Dargestellt sind literarische Figuren und Szenen, unter anderem beeinflußt durch Dante Alighieris "Göttliche Komödie". Im Laufe der Be- und Überarbeitung befruchteten jedoch noch andere Werke, besonders Charles Baudelaires "Die Blumen des Bösen", die Darstellung der Gestalten, die den existenziellen Kampf gegen die Hoffnungslosigkeit und Endgültigkeit des Todes führen. Mehrere Figuren daraus schuf Rodin auch einzeln - z. B. den Denker.
Paris Skulpturengarten Rodin  Foto Brandt


Paris Skulpturengarten Rodin Foto Brandt


Paris Skulpturengarten Rodin Hölentor Foto Brandt


Der Denker
Diese Skulptur, 1880 entstanden, wurde zum ersten Werk Rodins im öffentlichen Raum. Modell stand der muskulöse französische Berufsboxer Jean Baud, der meist im Rotlichtmilieu auftrat und absout kein Intellektueller oder Denker war. Die Plastik soll Dante Alighieri, den genialen Schöpfer der Göttlichen Komödie, darstellen (und ist auch in das Werk "Das Höllentor" intergriert). "Der Denker" denkt in starker Anspannung, muskulös und doch verinnerlicht über das Tun und Schicksal der Menschen nach. Bereits ein Vierteljahrhundert nach seiner Entstehung avancierte der Denker zum französischen Nationaldenkmal: die größere Ausführung, eine Monumentalskulptur, wurde der Stadt Paris durch eine öffentliche Subskription geschenkt und 1906 vor dem Pariser Panthéon feierlich enthüllt.


Paris Skulpturengarten Rodin Der Denker Foto Brandt


Die Bürger von Calais
1885 erhielt Auguste Rodin von der Stadt Calais den Auftrag für ein Denkmal "Die Bürger von Calais", mit dem den sechs legendären Edelbürgern der Stadt gedacht werden sollte. Das Denkmal wurde gegenüber dem Jardin du Front Sud aufgestellt; seit 1945 steht es an seinem heutigen Platz vor dem Rathaus in Calais.
Eine von 12 Ausführungen der Skulptur steht hier im Garten des Rodin-Museum. Man muß sich, um das gesamte Werk zu erfassen, um die Skulptur bewegen!
Zur Geschichte: Im Juni 1346, während des Hundertjährigen Kriegs, fiel der englische König Eduard III. in Frankreich ein und erreichte Anfang September Calais, das er während der elf folgenden Monate belagern ließ. Ein Entsatzangriff des französischen Königs Philipp VI. scheiterte im August 1347, so dass die Lage der Stadt aussichtslos wurde. Calais drohte eine bedingungslose Kapitulation und damit die Plünderung und Zerstörung. Um dies zu verhindern, stellten sich sechs der angesehensten Bürger freiwillig als Geiseln zur Verfügung; sie sollen am 4. August 1347 barfuß, nur mit einem Hemd bekleidet und einen Strick um den Hals, vor den englischen König Eduards III. von England getreten sein, der beabsichtigt habe, sie zur Vergeltung für die Verluste seiner Belagerungstruppe hinrichten zu lassen. Nur die flehentliche Bitte der ebenfalls anwesenden Gattin des Königs Philippa von Hennegau soll die sechs Männer gerettet haben.


Paris Skulpturengarten Rodin Die Bürger von Calais Foto Brandt


Balzac
1891 wurde Auguste Rodin vom Schriftsteller Emile Zola im Namen der Société des Gens de Lettres (privater Verein von französischen Schiftstellern) beauftragt, ein Denkmal für den französischen Schriftsteller Honoré de Balzac (1799-1850) anzufertigen. Balzac war einer der Gründer der Société und der zweite Präsident der Organisation. Anstatt der versprochenen 18 Monate brauchte er - wegen umfangreicher Recherchen zum Charakter und der Persönlichkeit Balzac, bei dessen Tod er ja erst 10 Jahre alt war - sieben Jahre für die Herstellung eines Gipsmodells, das dann auch noch einen Skandal auslöste. Man spottete über diese "formlose Masse" als eine "Schändung des Dichters". Die Société des gens de lettres lehnte das Werk ab, da es weder dem damaligen Kunstverständnis für ein Denkmal noch den Anforderungen an ein realistisches Porträt entsprach und beauftragte einen anderen Künstler (Jean Alexandre Joseph Falguière).
Das Gipsmodell Rodins wurde erst 1939, überlebensgroß in Bronze gegossen, am Boulevard Raspail, schräg gegenüber vom berühmten Künstlertreff, dem Café Le Dôme aufgestellt.


Paris Skulpturengarten Rodin Balzac Foto Brandt


Sehr empfehlenswert zur Vertiefung:
Der Kuß: Kunst und Leben der Camille Claudel von Anne Delbee - verfilmt mit Isabelle Adjani, Gérard Depardieu (DVD.)
1883 traf Rodin als Lehrer auf die 24 Jahre jüngere, 18 Jahre alte Camille Claudel (1864-1943), die Schwester des Schriftsteller Paul Claudel. Sie wurde seine Muse und Geliebte. In dieser künstlerischen Lebensgemeinschaft profitierte vor allem Rodin, der sich nicht zwischen seiner langjährigen Lebensgefährtin Rose Beuret und ihr entscheiden konnte. Enttäuscht trennte Camille sich nach zwölf Jahren von ihm und versuchte, als Künstlerin aus seinem Schatten herauszutreten – doch sie zerbrach daran und wurde von ihrer Familie zwangsweise in eine Irrenanstalt eingewiesen, in der sie die letzten dreißig Jahre ihres Lebens verbrachte.